Małgorzata Albińska-Frank ist eine polnische Tonmeisterin und Musikproduzentin. Sie studierte Musikproduktion und Tonregie an der Fryderyk Chopin Musikakademie in Warschau.
Die Voraussetzung für meine Aufnahmen von klassischer Musik ist die Tatsache, dass Raum und Musik im Dienste einer gemeinsamen Funktion stehen. Das heißt, Musik die aufgeführt wird, gehört unabdingbar zu einem akustisch dazu passendem Raum. Bei der 3D-Audio-Aufnahme, mit ihren technischen Möglichkeiten, möchte ich meine Zuhörer auf einen Stuhl in einem Raum setzen. Von dort nehmen sie die Musikdarbietung wahr. Bei der Aufnahme versuche ich die akustische Situation zu interpretieren, zu “dokumentieren” und an den Zuhörer weiterzuleiten. Dazu gehört, dass eine Gesangssolistin höher als Klavier ist, oder dass die Schlagzeuger höher als die Streicher und Bläser in einem Orchester sitzen. In einem Konzert wird dies vom Zuhörer unbewusst wahrgenommen und trägt zur Identifikation der Abhörsituation „reales Konzert“ bei.
„In einem Konzert wird dies vom Zuhörer unbewusst wahrgenommen und trägt zur Identifikation der Abhörsituation „reales Konzert“ bei.“
Die 9.1 Lautsprecher Aufstellung gibt die Möglichkeit dieses Klangbild wiederzugeben. Und nicht nur das. Setzt sich der Zuhörer nicht in die Mitte, sondern mehr nach vorne, so hört er mehr direkten Klang. Wählt er einen Platz weiter hinten, näher den hinteren Lautsprecher, so hört er mehr Diffusfeld-Anteile. Das entspricht der Realität einer Konzertveranstaltung oder Musikdarbietung im Raum. Das Ziel ist also, die natürlichen Gegebenheiten durch die Mikrofonaufstellung abzubilden. Bei der Mikrofonierung für 3D-Aufnahmen, gehe ich jeweils von folgender Anordnung aus: 8 Mikrofone mit Kugelrichtcharakteristik für die Raumabbildung und die übliche, wie für Stereoaufnahmen verwendete Haupt- und Stützmikrofontechnik (Arten und Richtcharakteristiken sind von der Klangquelle abhängig) für die Klangquelle. Für die Raumabbildung stelle ich die Mikrofone so auf, dass sie zu der Lautsprecheraufstellung für die 3D-Wiedergabe korrespondieren. Das betrifft insbesondere die Platzierung der Mikrofone in der vertikalen und horizontalen Ebene. Das heißt, ich stelle in den vier Ecken des Raumes, abhängig von der Position der Musiker, die Stative auf. Auf jedem Stativ sind zwei Mikrofon-Paare in zwei Ebenen montiert. Die Höhe beträgt mindestens 4 Meter für die hohe Ebene. Der vertikale und horizontale Abstand zwischen den Mikrofonen muss jeweils nach Gehör abgestimmt werden und ist von der Raumgröße und Ausstattung abhängig. Meine bisherige Erfahrung zeigt jedoch, dass man für eine gute “Umhüllung” mit Abständen ab 5 Meter für die horizontale und ab 1 Meter für die vertikale Ebene arbeiten muss. Der Inhalt der Signale und deren Zusammenhänge spielen dabei eine entscheidende Rolle: Entfernung (der Mikrofone) von der Quelle (sowohl horizontal als auch vertikal), Entfernung Front-Hinten, Entfernung Links-Rechts. Es geht um die Klangfarbe und Proportion zwischen direktem und diffusem Schallfeld.
Für die Abbildung der Klangquelle arbeite ich in der Regel mit einem Straus-Paket mit Kugeln und Nieren als Hauptmikrofon. Da ich ohne Center arbeite, aber trotzdem die Stabilität der Quellen gewährleisten möchte, brauche ich mehr Stützmikrofone als ich üblicherweise für Stereoaufnahme verwenden würde. Für 3D-Aufnahmen setze ich diese aber ganz bewusst ein, damit ich in der Postproduktion die Stabilität, Klangfarbe und Kontur der Instrumente erreichen kann. Die Stützen mische ich vorsichtig in das vordere Klangbild.
Über Malgorzata
Małgorzata Albińska-Frank ist eine polnische Tonmeisterin und Musikproduzentin. Sie studierte Musikproduktion und Tonregie an der Fryderyk Chopin Musikakademie in Warschau. Nach dem Abitur 1989 begann sie ihre Karriere als freischaffende Tonmeisterin, Aufnahmeleiterin und Musikproduzentin zuerst in Warschau, dann in der Schweiz und Deutschland. Seit 1993 wohnt und unterrichtet sie als Dozentin die Aufnahmetechniken an der Hochschule für Musik, Musik-Akademie Basel in der Schweiz.
Folgend ihrer Faszination für die klassische Musik, Akustik und den akustischen Klang der Instrumente, hat sie sich für Aufnahmen und Produktion von Musik aus dem Mittelalter durch klassische bis zeitgenössische Musik spezialisiert und 1995 ihr eigenes Tonstudio arton in Basel gegründet.
Sie arbeitet für verschiedene Musikunternehmen, CD-Labels, Musik-Festivals und Radiostationen mit international bekannten Musikern. Neben ihrer Kompetenz schätzen ihre Kunden vor allem ihr sensibles Gehör, Feingefühl für Klangfarben sowie für Klanggestaltung und ihre künstlerische Leistung.
Ihre Aufnahmen sind durch hohe Klangqualität sowie Musikalität ausgezeichnet.
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Image Credit: Nicolas Büchi / ZHdK Cast