74 / HEINZ EPPING

Der Herr der dynamischen Mikrofone

 

Ein sehr wichtiger und lukrativer Absatzmarkt für Mikrofone ist die Musikindustrie. Mit den evolution­Mikrofonen gelang es Sennheiser, dort erfolgreich Fuß zu fassen. „Das war aber schon der 3. oder 4. Versuch, Mikrofone gleichzeitig kostengünstig und in vernünftiger Qualität herzustellen“, stellt Heinz Epping, Kopf der Entwicklungsabteilung Dynamische Mikrofone, klar. Ein Flop nach dem anderen war vorausgegangen: das „Profipower“­Mikrofon, die Black­Fire­Serie, die sogenannten „Plastikanten“.

Als Heinz Epping 1989 als Entwicklungsingenieur zu Sennheiser kam, setzte man gerade alles auf die Black­Fire­Mikrofone. „Diese Serie basierte auf bestehenden Mikrofontypen, die sich durch Anpassungen und Modifikationen für den Einsatz auf der Bühne eigneten. Letztendlich war die Serie aus verschiedenen Gründen nicht erfolgreich. Der Begriff Black Fire war in den USA politisch aufgeladen, die Produktionskosten der Serie waren hoch, die Mikrofone sehr aufwändig im Bau.“

„Nach Black Fire kam die Kunststoffphase“, schmunzelt Heinz Epping. „Die Bauteile der Mikrofone sollten möglichst günstig hergestellt werden, deshalb setzte man auf Plastik. Die Akustik der Plastikanten war gut, aber auf die schmerzhafte Art mussten wir hier lernen, dass der Kunde andere Vorstellungen von seinem Arbeitsgerät hatte. Die Sänger haben gerne etwas Solides in der Hand, nicht so ein Plastikgehäuse. Ein gewisses Gewicht gibt ihnen Sicherheit, und oft geht es ja auch etwas ruppig zu auf der Bühne.“ Den entscheidenden Impuls gab dann ein neuer Kollege, der selbst Musiker und Produzent gewesen war. „Er drehte erstmals die Aufgabenstellung für uns Ingenieure um: Was erwartet der Kunde eigentlich?“ Ein volles Portfolio musste her, um allen Kundenansprüchen zu genügen. Für evolution entstanden so die 800er­Serie für Vocal­ und die 600er­Serie für Instrumentalanwendungen. Allein verantwortlich für die Akustik zeichnete Heinz Epping: „So viele Ingenieure waren wir ja nicht.“ Die Richtschur für Music Industries war damals das SM­58­Mikrofon von Shure. „Das e835 haben wir angelehnt an die Akustik des SM 58 entwickelt. Seitdem nennen wir es den SM­58­Killer.“ Das e835 ist ein Bestseller geworden.

„Das wirklich Geniale an der evolution­Serie ist das Baukastenprinzip. Unterschiede in der Richtwirkung werden nicht durch die Anpassung der Bauform erreicht, wie Mitbewerber das machen, sondern mittels Modifikationen im Mikrokosmos der Kapsel, was enorme Anforderungen an die vollautomatische Fertigung stellt. Umgekehrt musste auch ich mich als Entwicklungsingenieur den Möglichkeiten der Maschine anpassen – und so entstand das Sennheiser­Baukastenprinzip. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der EvoLine stieg auch die Qualität der Mikrofone immer weiter an. Die 900er Serie hat noch engere Toleranzen und kommt den Wünschen des Profimusikers besser nach. Mein Kollege war dafür zigmal in diversen Studios und hat Instrumente abgehört, um Anpassungen an die Akustik vorzunehmen.“

Für das Portfolio entwarf Heinz Epping auch ganz neue Mikrofontypen. „So etwas wie das e604 gab es in dieser Art noch nicht. Dieses Mic hatte den kürzesten Weg vom Schreibtisch auf die Bühne“, erinnert er sich. „Mittwoch war es noch bei den Scorpions zum Testen und am Wochenende baute ich dann mit den Azubis zusammen weitere Muster, damit die Scorpions sie mit auf ihre geplante Tournee nehmen konnten. Erst im Nachhinein wurde aus dem e604 ein Projekt.“

75 JAHRE, 75 MOMENTE.

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