“O’er the ramparts we watched”… Als er die vierte Zeile von “The Star Spangled Banner” erreicht hatte, hielt der schmächtige Mann im Fransenhemd die Note ein bisschen zu lange, gab ein wenig mehr Druck auf den Tremolo Hebel seiner weißen Stratocaster, ließ die Tonhöhe langsam abstürzen und imitierte so den Klang einer Luftschutzsirene. Amerikas Nationalhymne feiert das Heldentum der Soldaten im Krieg von 1812. Doch als Jimi Hendrix sie in Woodstock spielte, verwandelte er sie in einen Aufschrei gegen den Vietnamkrieg.
Seine Gitarre übersetzte die Worte in Klänge: Bomben, die in der Luft krepieren, Raketen, die den Nachthimmel erleuchten. Und ihr rumpelndes Grollen und die kreischenden Feedbacks fügten auch jene Bilder des Krieges hinzu, zu denen die Hymne schweigt: Maschinengewehr-Salven, das Rasseln von Panzerketten und Schmerzensschreie – klanggewordener Ausdruck der Schrecken des Krieges und einer der wegweisenden Momente einer ganzen Generation.