Wenn man Thomas Bergmann zufällig in einem Café begegnet, dann zeichnet er meist etwas. Täglich rufen Kunden bei ihm an, die gar nicht ahnen, was ihre Frage bewirkt: Thomas nimmt ein technisches Problem persönlich. Und zwar so lange, bis er die Lösung gefunden hat. Davon träumen die Kunden, die sich im Customer Service melden, und das wissen seine Kollegen. Denn das, was er da zeichnet, sind Lösungen für technische Herausforderungen. Nicht selten ist auf der Seite seines Notizbuches ein Schaltplan zu sehen.
Für seinen ersten Arbeitstag bei Sennheiser wünschten wir uns, dass Charlie Chaplin oder Buster Keaton dabei gewesen wären. Sie hätten aus der Verkettung der Ereignisse einen grandiosen Stummfilmklassiker gemacht, in dem eine seltsame Begegnung die andere jagt. Wir haben jedenfalls schallend gelacht, als Thomas uns seine Geschichte erzählte. „Ich rief bei Sennheiser an und sagte, ich wolle gerne bei ihnen arbeiten“, beginnt er. Die Dame auf der anderen Seite der Leitung: „Das machen sie mal. Das ist schön hier.“ Thomas‘ erster Arbeitstag sollte im Werk Burgdorf sein. Hier werden wir Zeuge der ersten schrägen Begegnung. Im Empfangsbereich saß eine große Gruppe von Schülern. Irgendwann kam ein Sennheiser-Mitarbeiter auf ihn zu und sagte trocken: „Ach, wie gut, die haben ja wenigstens ihren Lehrer mitgebracht!“ Thomas erklärte sich. Er sei allein hier: zum Arbeiten.
Der Job wurde Thomas von seinen neuen Kollegen schnell erklärt. „Sie sagten: Also, da kommen am Tag so bis zu 300 E-Mails für uns alle an. Die bearbeiten wir. Und zwischendurch klingelt in einer Tour das Telefon. Aber daran gewöhnst du dich im Laufe der Zeit. Dauert ein paar Monate, aber das wird schon.“ Modern Times. Als sich Thomas noch fragte, wie das wohl gehen möge, ging die Bürotür auf und eine Kollegin trat ein mit einem Kopfhörer und einem portablen CD-Spieler. „Sie haben also früher im Lautsprecherbau gearbeitet und gute Ohren, sagte sie zu mir. Na, dann hören sie mal rein, was stimmt mit dem Gerät nicht?“ Thomas setzte sich die Hörer auf und hörte eine Weile konzentriert zu. „Der Hörer ist einwandfrei, da ist nichts kaputt“ antwortete er, und schon war die Kollegin wieder verschwunden. Mittags stand er in der Kantine an und begegnet seinem Chef. „Wie sehen sie denn aus?“ fragt dieser entsetzt. „Sie haben ja ganz schwarze Ohren!“ Thomas war der Kollegin auf den Leim gegangen, die Polster des Hörers hatten ihn eingefärbt.
Wie man sich fühlt nach einem Tag voller seltsamer Ereignisse, wollen wir wissen. „Um ehrlich zu sein: Ich fuhr nach Hause und dachte ernsthaft darüber nach, eine Pommesbude zu eröffnen“, lacht Thomas. Hat er nicht gemacht. Thomas ist dageblieben – und die Protagonisten seiner Oscar-reifen Komödie sind seine liebsten Kollegen. Seit mehr als 30 Jahren.