Hier kommt man nur mit Hausausweis hinein. Kein Wunder, die Sammlung ist wertvoll. Im Norden Londons, in der Euston Road, Nummer 96, wird nicht weniger als das akustische Erbe der Menschheit konserviert. Die Phonothek tief im klimakontrollierten Keller unter der British Library, die 6,5 Millionen Dokumente und digitale Ordner auf vierzig verschiedenen Tonträgern umfasst, hütet den Soundtrack aus eineinhalb Jahrhunderten.ß>
Wir sprechen mit Will Prentice, dem Kopf der technischen Abteilung, über seine Rolle als Gralshüter – und auch als Nerd, denn die Zukunft des Archivs, sagt er, liege vor allem im Digitalen.
Herr Prentice, das Klingeln Ihres Telefons, als ich Sie gerade anrief – ist das ein Geräusch, das man für die Nachwelt bewahren muss? Ja und nein. Uns erscheint es alltäglich und belanglos, wir messen ihm keine tiefere Bedeutung bei. Aber in hundert Jahren wird dieser Sound zeithistorischer Nachweis für eine Epoche und Technik sein, die es dann nicht mehr gibt.
Was qualifiziert also eine Aufnahme für das British Library Sound Archive? Sie muss etwas über sich und den Bereich, den sie repräsentiert, oder die Zeit, aus der sie stammt, aussagen. Das heißt: Seltenheit ist nicht unbedingt ausschlaggebend – auch wenn wir natürlich sehr viele rare Aufzeichnungen besitzen. Wir sammeln alte Musikaufnahmen, jede Nummer-1-Platte, die je gemacht wurde. Aber auch mündliche Geschichte – bedeutende Reden, Mitschnitte, oft auch nur Wortfetzen. Winston Churchill im O-Ton, Gandhi, Stalin, Trotzki. Wir haben die Stimmen ausgestorbener Völker, wir haben Tiere, die es längst nicht mehr gibt. Unsere Kuratoren arbeiten ständig daran, Geräuschfelder zu identifizieren, die noch nicht ganz so gut bestückt sind – damit wir diese Lücken schließen können.