Pedro Reyes, für Ihr Projekt „Disarm“ haben Sie Musikinstrumente aus Waffen gebaut. Was ist Ihr Ansatz? Ich wollte aus einem Instrument des Todes etwas schaffen, das Leben gibt. Als Bildhauer forme ich ständig Materie um. Meine Hoffnung im Fall von „Disarm“ ist es, parallel zur physischen Umwandlung der Waffen in Musikinstrumenten auch eine psychologische und gesellschaftliche Umwandlung auszulösen.
Welche denn? Ich will vor allem die Wahrnehmung von Waffen ändern. In den Medien, in Hollywoodfilme und in Video Games sind Waffen nach wie vor sexy, cool. Für mich sind sie hingegen etwas Zerstörerisches, etwas, das man kritisieren sollte.
Was unterscheidet denn Waffen von Musikinstrumenten? Musik ist für mich das Gegenteil von Waffen. Waffen schaffen Angst, Musik schafft hingegen Vertrauen. Waffen trennen, Musik verbindet. Indem ich aus einer Pistole eine Flöte baue oder eine Geige aus einem Revolver, habe ich eine radikale Änderung zwischen zwei Polen, Leben und Tod, Trennung und Union, geschaffen.
Woher haben Sie die Waffen? Das Verteidigungsministerium hat sie mir gegeben. Sie wurden Kriminellen aus Ciudad Juárez beschlagnahmt, eine Stadt, die zum Symbol des Drogenkrieges geworden ist.
Hat der Drogenkrieg einen Einfluss auf Ihr Projekt gehabt? Der Krieg ist ein Geschäft. Allerdings kritisieren Menschen oft die Person, die mit einer Waffe schießt, aber nicht die Industrie, die durch den Waffenverkauf floriert. Doch für mich sind beide zumindest gleich verantwortlich. „Disarm“ ist ein Projekt, das die Waffenindustrie kritisiert.
Der Drogenkrieg hat sich als falscher Ansatz im Kampf gegen Drogen in Mexiko herausgestellt. Er hat mehr Tote verursacht als die Drogen selbst: 800 Menschen sterben jährlich an Drogenkonsum, 12000 hingegen wegen des Drogenkrieges. Die einzige, die von diesem Krieg profitiert, ist die Waffenindustrie.
An „Disarm“ haben auch Musiker mitgewirkt... Ja, sie waren sehr wichtig und haben mich bei der Konzeption sehr geholfen. Vor allem haben sie dazu beigetragen, dass die Instrumente so klingeln, wie sie klingeln sollte. Die Entstehung des Projekts war eine sehr transformative Erfahrung.
Wie sind sie am Anfang vorgegangen? Sie hatten eine Pistole in der Hand und dann... Am Anfang war ich wie ein Urmensch: Ich habe das Metall gekratzt, geschlagen, geschnitten, um Sound daraus zu holen. Aus einer Pistole habe ich eine Flöte gebaut, aus einem Gewehr ein Xylophon. Je nach Länge der Metallteile bekommt man andere Klänge, so dass man eine gesamte Skala an Noten schaffen kann. Die Musiker, die mich beraten haben, und ich haben einen Stuck Metall und Ingenieurarbeit, der zum töten gebaut wurde, in etwas umgewandelt, das Musik produziert.